Brief vom 21. August 1710

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Marly den 21. Augusti 1710.

… Ohne nöhtig zu haben, vor Schweden undt Moscau in sorgen zu sein, hatt man hir nahere sachen, so angsten könten, wenn man wolt; allein ich bekümmere mich nicht, ergebe mich gantz der providentz undt dencke ahn die wordt unßers herrn Christi, wie er sagt: Sorgt nicht, was sollen wir eßen, was sollen wir drincken, womitt sollen wir unß außkleyden, denn ewer himmlischer vatter weiß, daß ihr des alles bedörfft^[1]. Hirauff will ich mich gantz verlaßen undt in ruhen leben. Des kriegs bin ich unerhört müde. Apropo vom krieg: mons. de Vandosme^[2] nahm gestern abschiedt von mir, geht nach Spanien, die armée dort zu commandiren unter unßerm König in Spanien; ich weiß aber nicht, wie er es machen wirdt, denn er hinckt ahn beyden füßen, worauff er kaum tretten kan vom potagram. Seine gemahlin^[3] wirdt sehr betrübt sein, denn sie soll ihn recht lieb haben. Ich glaube, daß das compliment, so er ihr gemacht, wie er sie hatt heürahten wollen, sie charmirt hatt; ich finde es recht artig, er sagte zu ihr: mad^lle, je ne suis pas gallant, je ne vous feray pas de grand compliment, tout ce que je vous diray seulement c’est que, puisque vous voulés bien que j’aye l’honneur de vous espouser, que je ne vous contraindray jamais en rien, vous serés tousjours vostre maistresse absolue et la mienne. Ich finde diß compliment recht touchant.
Weill Schecheferel^[4] so schön ist^[5], mag er nur nach Paris oder nach Rom gehen undt von religion endern, so wirdt er sein glück schon finden. [255] Dörffte ich frey reden, würden E. L. genung hören von maußdreck unter dem pfeffer undt von [der] almachtigen^[6]; wovon ein buch zu schreiben were; es geht aber wie I. G. unßer herr vatter alß pflegte zu sagen: landtsman, schantzman, wett je watt, so schwigt. …