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Versaille den 22. Mertz 1711.
… Ich muß lachen über [das] was man ahn made de Longeuil
[1]
geschrieben hatt; es muß jemandts sein, so mich E. L. will zuwider machen;
sehe woll, auß welchem faß es kommen muß. Hirauß sehen E. L. selber,
wie aplicirt man ist, mich verhast zu machen, aber E. L. glauben, es ist
nicht wahr, daß ich hipocondre bin; es ist woll wahr, daß ich miltzwehe
habe undt daß mir das miltz bey dem feüchten wetter geschwilt, aber daß
ich allezeit allein bin, ist met verlöff eine lügen. Ich bin nie allein, mad
e de
Chasteautier
[2] undt die Rotzeheüsserin
[3], wenn sie hir ist, seindt den gantzen
tag bey mir, schwetzen undt lachen offt, deßen E. L. offt in meinen schreiben
gewahr werden können, denn es macht mich offt überzwerg schreiben; aber
mein leben habe ich weder freündt noch feindt auß meiner cammer heißen
gehen; es kompt herein wer will; mons. de Montauban ist offt gantzen
abendt in meiner cammer undt andere gelehrte in medaillen mehr. Daß
ich nicht ’nüber zum spiel gehe, geschicht nicht auß melancoley, sondern
weillen ich das spiellen gar nicht liebe, undt wenn ichs gleich liebte, erlaubt
mir mein beüttel nicht dießes divertissement; zudem so kan man hir die
leütte nicht leyden, wenn sie nicht selber spillen, bleib also lieber davon.
Zudem wenn man allein alt unter so viel jungen leütten ist, wirdt man wie
eine eülle unter den vögeln, undt das gefelt mir nicht. In kein badt könte
ich leyder ziehen, denn man hatt mir die flügel dermaßen beschnitten, daß
ich gar nicht weit fliegen kan: man ließe mich eher cudechatte
[4] werden,
wie Scaron
[5] geweßen, ehe man mir helffen solte, meine knie in einem badt
zu heyllen.