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Brief vom 14. Januar 1712

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Kurfürstin Sophie von Hannover


780.


[298]
Versaille den 14. Januari 1712.
… Wenn ich mich nicht braff wehrte, würde man mich alle mont[1] purgiren undt 5 oder 6 mahl des jahrs zur ader laßen; man hatt eine rechte raserey hirmitt; das brauchen männer undt weiber undt seindt doch nicht gesunder, haben allezeit waß zu klagen. Man sagt zwar, daß ich krancker bin, alß ich selber meine, weillen ich meine kranckheit nicht fühle; aber dadurch erschrecken sie mich gantz undt gar nicht, welches sie sehr wunder nimbt. Aber E. L. sehen woll, daß, wenn ich in der that kranck were, würde ich nicht so große brieffe schreiben können, alß ich thue.
In dem contrefait vom Czaar, so E. L. mir die gnade gethan zu schicken, hatt er eine polinische mütze. Es ist eine wunderliche manir, audientz im nachtsrock zu geben, insonderheit weillen der Czaar nach seiner mode so gar kurtze hembder tregt, kan also nur die cron auffsetzen, denn, wenn der nachtsrock auff, wirdt man schon den zepter sehen …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. Januar 1712 von Elisabeth Charlotte an Sophie von Hannover
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann, Band 2 (1891), S. 298
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d08b0780.html
Änderungsstand:
Tintenfass