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Versaille den 13. Mertz 1712.
… Ich bin gewiß, daß mehr alß hundert heylige canonisirt sein, so
es weniger verdint haben, alß unßer zweyter dauphin s[eelig], denn in 11
monat haben wir 3 dauphins hir verlohren, so etwaß abscheüliches ist, von
49, 26 undt 5 jahren. Ich glaube nicht, daß man dieß exempel mehr in
den historien findt. Mons. le dauphin ist gar gewiß auß leydt gestorben;
er liebte seine gemahlin unerhört, das fieber kam I. L. ahn auß betrübtnuß,
etliche tage war es nicht reglirt, darnach so wurde es viertägig; man ließ
I. L. zu ader; nach dem todt von seiner gemahlin schlugen ihm wie finen
ahn der stirn herauß, er ging doch mitt herumb, legte sich erst Montag
abendts zu bett; es schlugen ihm viel violette flecken auß mitt erhabenen
finen, anderst alß die röttlen ordinarie sein. Man gab ihm cordiaux undt
machte ihn schwitzen, aber es wolte nicht recht herauß. Mittwoch nachts,
wie alle menschen schlaffen gangen waren, ließ er ein altar in seine cammer
zurichten, entpfing mitt großer devotion das h. abendtmahl undt ein par
stundt hernach die letzte öhlung; gleich drauff extravagirten I. L., wolt
auffstehen, auff die jagt undt in krieg, war furieux, kant niemandts mehr; umb
8 wurde er immer schwächer undt umb 9 gab er den geist auff; umb 11
hatt man ihn in seiner cammer exposirt biß umb 3 nachmittags, da hatt
man ihm ein bett in einer kutzsch gemacht undt so nach Versaille geführt;
andern morgendts, nachdem die 24 stundt verfloßen, hatt man den gutten
herrn geöffnet undt gantz verfault gefunden, das hertz welck undt blatt, daher
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man judicirt, daß er auß leydt gestorben. Der verlust hatt I. M. über
die maßen touchirt; es hatt mich woll von hertzen gejammert, denn er that
was ihm möglich war, seine schmertzen zu verbeyßen, aber die threnen kamen
I. M. wider willen in die augen. Gott erhalte den König, das gantze
Königreich hatt es hoch von nöhten undt wir alle hir. Ich mache es auff mein
best, im cabinet den König ahn nichts traweriges gedencken zu machen,
spreche ins gelach hinein von allerhandt bagatellen; es ist aber schwer waß
vorzubringen, so divertiren mögt, wenn so ein unglück über das ander kompt,
wie hir geschicht. Man hatt den König offt verhindert, amitié vor mir zu
haben, aber er muß doch innerlich keinen gar großen widerwillen gegen mich
gefast haben, weillen I. M. unahngesehen aller bößen officien, so Monsieur
selber undt mehre mir geleist, mich doch noch leyden können undt mir
endtlich erlaubt, ihn wie die andern, so mehr geliebt sein, alß ich, zu sehen. Man
muß die warheit bekennen, daß es ein großer unterschiedt ist, I. M. im
particulier oder nur ahn taffel zu sehen: ahn taffel sagen sie nicht ein wort,
aber im cabinet von allerhandt sachen undt dero conversation ist sehr
ahngenehm …