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St. Germain den 31. Januari 1677.
… Ich habe euch schon von Paris auß antworten wollen, allein wegen
aller visitten, so ich dort ablegen müßen, nicht dazu gelangen können, jetzt
aber dancke ich euch gar sehr vor eweren gutten neüjahrswunsch. Ich aber
mögte wünschen, gelegenheit zu finden, euch meine danckbahrkeit zu erzeigen,
denn wan es ahn ein rechnen ginge, so habt ihr mir in meiner jugendt viel
mehr guts gethan, alß ich euch mein leben werde thun können; derowegen
bin ich beschambt, wan ihr, mein hertzlieb fraw von Harling, mir sagt, daß
mir gott vergelten solle alle guttigkeit, so ich euch erweiße, welche doch jetzt
nur in guttem willen bestehet, undt daß ich euch noch alß lieb habe, ist woll
das geringste, so ich thun kan. Waß mein luftsprunck ahnbelangt
[1], so
werde ich mich aufs möglichste vorsehen, damit es nicht mehr geschicht.
Ich hatte dießelbe mode nicht ahngefangen, denn zwey tag vorher hatte eine
von meinen jungfern mir das exempel geben. … Ich warte mit großem
verlangen auf den pumpernickel undt die mettwürste, welche ich auf
ewere gesundtheit eßen werde, undt bedancke mich zum vorauß. Ich bilde
mir ein, daß die princessinen von Wolffenbüttel dem Hertzog Anthon Ulrich gleichen, welcher auch weiße haar undt augenliede hat. Ich finde dießes
gar nicht schön undt würde viel schöner finden, wenn ihr mir einen langen
brief schreibet, denn ewere briefe divertiren mich recht. Weilen ich aber
heütte noch 3 brieffe schreiben muß, so muß ich schließen. …