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Brief vom 15. Juni 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Anna Katharina v. Harling, geb. v. Uffeln


65.


[058]
St. Cloud den 15. Juni 1695.
… Ewer neveu[1] ist nun zu Paris all lengst ahnkommen. Vor 8 tagen kam er her; ich ließ ihn donnerstags mit meinen stallmeisters nach Versailles führen, wo er die procession gesehen undt mit herumb spatziert ist. Monsieur wieße ihn ahn König, denn I. L. finden ihn gar artlich. Bißher habe ich noch gar nichts zu corrigiren ahn ihm gefunden; ich habe ihm aber schon gesagt, daß ich seine hoffmeisterin bin undt ihm meine meinung alß sagen werde. Er spricht etlichmahl die frantzösche wörter zu delicat auß undt sagt für je, alß wenn er lispelte; das mach ich ihn jetzt starck außsprechen, damit man nicht glauben mag, daß er affectirt spricht … undt solte ich das geringste ahn ihm verspüren, daß er in itziger zeit laster fallen solte, würde ich ihm hart zusprechen. … Ich bin fro, daß ma tante undt unßere gutte Hertzogin wider gesundt zu Herrenhaußen ahnkommen; sie können in ihren brieffen nicht genung rühmen, wie magnific alles zu Berlin ist; das artigste kint von der welt solle der kleine Kurprintz[2] sein, gott erhalte ihn. Mein sohn ist seyder vergangenen Montag zur armée. …
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Juni 1695 von Elisabeth Charlotte an Katharina v. Harling
in: Briefe der Herzogin …, Hg. E. Bodemann (1895), S. 58
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d09b0065.html
Änderungsstand:
Tintenfass