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Versailles den 1. november 1714.
… Man sagt hir im sprichwort, wenn man verhindert wirdt undt
daß es offtermahls geschicht, daß ein kleiner teüffel, so sie le diable au
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contretemps heißen, allerhandt verhindernuß zuwegen bringt, umb einen
doll zu machen: so ist es mir die gantze zeit über, so wir zu Fontainebleau
geweßen, [gegangen]; ich habe mehr alß 50 mahl die feder genohmen, umb
ahn mons. Harling zu schreiben, aber sobaldt ich ahnfangen, ist alß etwaß
darzwischen kommen. Bey einem haar were es mir heütte wider so gangen,
denn wie ich ahngefangen zu schreiben, ist der Churprintz von Saxsen
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herein kommen, – geht alleweil wider nauß. Waß unßern König in
Engellandt
[2] – ahnlangt, so habe ich mühe, mich über ihren erhabenen standt
zu erfreüen, denn ich trawe den Englandern kein haar, insonderheit weilen
ich erst kürtzlich erfahren, wie schöne discursen mylord Petterbouroug
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hir geführt hat. Ich wolte, daß unßer Churfürst
[4] ahnstatt König in
Engellandt romischer Keyßer were undt unßer hießiger König in
Engellandt
[5] in seinem Königreich, welches ihm mit recht gehört, denn ich förcht,
alß die unbestandigen Engländer werden ein spielwerck mit der zeit machen,
so unß gar nicht gefahlen wirdt. Die solitude ist warlich nicht waß ahm
schlimbsten in dießer welt ist, wenn man die welt einmahl kent. Ich sage
von hertzen amen auf alle gutte wünsche, so mons. Harling vor den König
in Engellandt
[6] thut, allein ich [weiß] nicht, daß jemahls ein König in
Engellandt eine ruhige regirung gehabt hat; sie seindt so einen genereusen
König nicht wehrt. Es ist woll löblich ahn dießem König, noch vor seine
undt seiner fraw mutter bedinten zu sorgen. …
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