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A mad. Louise, raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 3 May 1714.
Hertzallerliebe Louisse, ich kan Eüch heütte nur ein par
wordte sagen, nehmblich daß ich recht von grundt der seelen
betrübt [bin], den der duc de Bery
[1] ligt auff den todt, ist doch nur
4 tag kranck. Seine gemahlin
[2] ist schwanger im 7ten mont. Ich
förchte, sie wirdt daß kindt nicht zu recht bringen, den es ist eben
nun die zeit, daß sie sich vergangen jahr blessirt, sie wirdt in
einen ellenden standt fallen. Gott wolle sich ihrer erbarmen!
Gestern abendt meinte man, er were salvirt; heütte wendt sich
alles übel, auch so, daß, wie schon gesagt, keine hoffnung mehr ist.
Man hört nichts, alß klagen, man sicht nichts, alß weinen. Man
müste harter, alß ein stein, sein, umb nicht auch trawerig zu sein,
aber in welchen standt ich auch sein mag, so behalte ich Eüch
doch allezeit, liebe Louisse, von hertzen lieb.