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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.
St Clou, mitwog, den 25 September 1720 (N. 30).
Hertzallerliebe Louise, ich hatte gehofft, Eüch heütte ein exacte
andtwort auff Ewer liebes [schreiben] vom 7, no 70, zu schreiben;
allein le diable au contretemps hatt heütte sein spiel so starck
gehabt, daß ich ohnmöglich dazu habe gelangen können. Heütte
morgen habe ich ahn unßer hertzogin von Hannover andtwortten
[müßen], von welcher ich ein schreiben von Hal
[1] entpfangen; solte
sich den andern tag auff daß waßer embarquiren undt in 3 tagen
zu Achau bey ihrer fraw dochter, der keyßerin, zu sein
[2]. Ich habe
gestern auch 2 brieff von Modene bekommen, eines vom hertzog,
daß ander vom printzen. Deßen gemahlin ist, gott lob, außer
gefahr
[3], habe also dem printzen mein compliment drüber machen
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müßen. Mein sohn ist dießen nachmittag kommen undt habe viel
mitt ihm zu sprechen gehabt. Er geht jetzt zu nacht eßen undt
ich zu bett; den ich werde morgen eine reiße nach Chelle[s] thun,
dort zu mittag eßen; es ist 7 meill, nicht teütsche, sondern
frantzösche meillen, von hir. Gibt mir gott leben undt gesundtheit,
werde ich Eüch biß sambstag berichten, wie meine reiß abgangen.
Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt werde
Eüch all mein leben von hertzen lieb behalten.